Der Kapitän auf dem Schiff, der Anführer im Rudel, der Star auf jeder Leinwand – so sehen sich (selbsternannte) Alpha-Männer gern. Das hat zumindest meine Internet-Recherche ergeben.
Und es ist wirklich kaum zu glauben, es gibt unzählige Websites, auf denen Männern ihren Geschlechtsgenossen erklären, wie Mann zum Alpha-Kerl wird.
So heißt es auf www.singleschule.de beispielsweise: „Alpha-Männer sind jene, welche die Nase vorn haben. Die Jäger, die immer zuverlässige männliche Götter zu sein scheinen. Sie sind überall um uns herum, in den Reihen stämmiger Arbeiter und in den Chefetagen. Also mögen Frauen nun Alpha-Männer, oder nicht? Frauen mögen Alpha-Männer nicht, sie lieben sie! Beinahe jede Frau träumt davon, einen Alpha-Mann für sich zu gewinnen. Das sind Männer, die Frauen auf sich aufmerksam machen, egal, was sie tun.“
Ich denke auch, dass sich viele Frauen ein solches Exemplar an ihrer Seite wünschen. Aus der Sicht einer Frau ist dieser Typ Mann selbstsicher, erfolgreich, auf gesunde Art dominant – und somit umwerfend sexy.
Der Alpha-Mann steht mit beiden Beinen im Leben, lässt sich von seiner Liebsten nicht auf der Nase rumtanzen, ist gleichzeitig aber doch souveräner Gentleman. Ich gebe zu, so einen Mann würde ich jetzt auch nicht von der Bettkante schubsen.
Als ich neulich mit Freundin B. telefonierte, hatten wir dieses Thema auch. Sie erzählte mir, dass sie einen interessanten Artikel über Alpha- und Beta-Männer gelesen hätte – und, dass letztere Variante ja so gar nicht gehen würde. Denn der Beta-Typ ist derjenige, der sich ständig von der Frauenwelt auf der Nase herumtanzen lässt, der nie seine eigene Meinung vertritt und – oh Schreck – es den Ladys immer recht machen möchte.
Klingt auf den ersten Blick jetzt wirklich nicht so sexy.
Aber zunächst mal zurück zum Alpha-Mann, denn der bringt auch ein kleines Problem mit sich: Viele Frauen finden es toll, dass der Mann selbstbestimmt, unabhängig und taff ist, finden es im Gegenzug aber total scheiße, wenn er so selbstbestimmt ist, dass er nie zurückruft oder als beruflich erfolgreicher Supermann keine Zeit für uns hat, wenn wir das wollen.
Und genau hier liegt die Krux: Ein Alpha-Mann im positiven Sinne ist ein Macher, der nie wie ein kleines Hündchen springt, wenn Frauchen gerade schreit. Aber er ist kein fieser Egoist. Freundin B. hat das so erklärt, dass es neben dem Alpha-Mann und dem Beta-Typen eben noch eine dritte Kategorie Mann gibt: das Arschloch. Dieser Typus tut so, als wäre er ein Alpha-Mann, ist aber sozusagen ein Alpha-Mann im Schafspelz.
Uff, ich persönlich finde diese ganze Kategorisierung jetzt schon relativ kompliziert. Lerne ich einen Mann kennen, der auf angenehme Art und Weise die Zügel in der Hand hält, dabei aber immer noch charmant ist, dann handelt es sich um einen Alpha-Mann. Lerne ich einen Mann kennen, der ebenfalls die Zügel in der Hand hält, sich dabei aber aufführt wie ein unsensibler Egoist, dann ist das schlicht und einfach ein Arsch.
Und wie war das jetzt mit den Beta-Männern? Die sind angeblich liebevoll, gutmütig, aufopferungsvoll und tragen ihre Liebste auf Händen durchs Leben. Aber auch an in dieser Kategorie blinkt eine Fehlermeldung auf, denn der Beta-Mann kann ganz schnell in die Richtung Softie abrutschen. Liebevoll, gutmütig usw. ist alles ganz toll, aber die wenigsten Frauen wollen einen Partner, der sich so gar nicht durchsetzen kann. Männlich geht irgendwie anders.
Spätestens an dieser Stelle wird mir bewusst, dass dieses Einteilen in Männer-Kategorien Mist ist. Ich persönlich möchte bitte einen Alpha-Mann mit einem Schuss Beta – auf den Arsch kann ich getrost verzichten.
Blicke ich auf meine Ex-Freunde zurück, ist jeder der drei Typen in meinem Leben schon mal aufgetaucht. Es gab Alpha-Männer, die ich toll fand, die sich schlussendlich doch als Arschloch entpuppt haben. Ich habe es mit Beta-Männern versucht, die so lieb und so toll waren, dass mir auch das zu viel wurde. Was wahrscheinlich daran liegt, dass ich selbst auch eine Mischform bin.
Bei Frauen wird gern in Kategorien wie Zicke, Tussi, Kumpeltyp und süßes Mädchen unterteilt. So einfach es vielleicht wäre, wenn wir bei der Partnersuche schon vorher sagen könnten: „Ich möchte das Modell Kumpeltyp“, so langweilig wäre das auch.
Und liebe Männer, ganz ehrlich: Ich verstehe, wenn ihr das verurteilt, dass Frauen gern Ansprüche auf einen bestimmten Typus Mann wie z.B. den Alpha-Mann erheben, aber meiner Erfahrung nach haben viele von euch auch ganz bestimmte Vorstellungen von ihrer Traumfrau. Frei nach dem Motto: Im Leben eine Heilige, im Bett eine Hure. Oder so ähnlich.
Wie praktisch, dass ich von allem etwas bin. Ein Hauch Zicke, ganz viel Kumpeltyp und hin und wieder auch mal süß. Dann muss ich ja nur noch darauf warten, bis endlich der Alpha-Mann mit dem Schuss Beta vorbeikommt und das erkennt.
(Quelle: bild.de)
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