Mittwoch, 23. Juli 2014

Nur Bild bildet Teilzeit-Lover

Ist ein Teilzeit-Lover DIE Lösung?

Kann es sein, dass man nie komplett zufrieden ist? Oder gar glücklich?
Diese Frage habe ich mir in letzter Zeit häufiger gestellt – vorrangig nach Gesprächen mit meinen vergebenen Freunden.
Auch wenn die meisten von ihnen in glücklichen Beziehungen sind, so hört man hin und wieder Sätze wie „So toll es mit XY auch ist, manchmal wäre es schön, wieder Single zu sein.“ Oder: „Was würde ich dafür geben, mal wieder alleine zu schlafen, ohne das XY groß erklären zu müssen.“
In solchen Momenten denke ich mir zunächst, dass diese undankbaren Personen doch froh sein sollten, nicht immer alleine schlafen zu müssen – und dass das ja wohl Jammern auf hohem Niveau ist.
Bei genauerer Betrachtung bringe ich aber doch Verständnis für diese Klagen auf. Denn so sehr ich mir auch einen tollen Partner an meiner Seite wünsche, kriege ich bei dem Gedanken an ständige Zweisamkeit auch ein bisschen Bauchgrummeln.
Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich einfach schon zu lange Single bin, oder daran, dass ich generell öfter mal Zeit für mich brauche, aber die Vorstellung, dass ständig jemand neben mir im Bett liegt, mir die Fernbedienung streitig macht oder – mit Recht – ein fester Teil meiner Freizeitplanung sein möchte, ruft zwiespältige Emotionen hervor.
Und das geht anscheinend nicht nur mir so. In England gibt es seit kurzem das Dating-Portal „parttimelove.co.uk“, das an Menschen gerichtet ist, die sich Romantik und Zweisamkeit, aber keine reguläre Beziehung wünschen (nicht zu verwechseln mit Casual-Dating-Portalen, bei denen es ausschließlich um Sex geht).
Die Mission des neuen Dating-Portals: Menschen, die im wahren Leben total busy sind, also für das komplette Liebes-Gedöns gar keine Zeit haben, sollen einen ähnlich beschäftigen Menschen finden, um hin und wieder gemeinsam Pärchen-Dinge zu tun.
Also sprich, die Rosinen rauspicken, aber keine Kompromisse im Alltag eingehen zu müssen. Die Gründerin von „parttimelove.co.uk“, Autorin Helen Croydon, sieht das Problem nämlich darin, dass wir heutzutage in allen Lebensbereichen nach Selbstständigkeit und Individualität streben, in Sachen Liebe aber immer noch daran festhalten, eine Beziehung müsse eine Art Dauerbereitschaftsdienst sein.
Die Folge: Wir fühlen uns nach der erste Verliebtheitsphase eingeengt, die Kompromissbereitschaft nimmt ab und man streitet oder trennt sich.
Da klingt es doch verlockend, einen Partner zu haben, mit dem man immer dann ganz tolle Stunden verlebt, wenn es gerade super in den Terminkalender passt.
Doch ganz ehrlich, für mich wäre das nichts. Erstens plane ich generell ungern und es reicht mir schon, Arzttermine oder berufliche Dinge in meinen Kalender einzutragen. Und zweitens bin ich der Ansicht, in einer Welt, in der eh vieles so schnelllebig, austauschbar und wankelmütig ist, sollte doch zumindest in der Liebe noch eine gewisse Verbindlichkeit vorherrschen.
Entweder, man möchte einen Partner, mit dem man sonntags den „Tatort“ guckt und gemeinsam all die schönen Pärchendinge tut – dann soll man aber auch in den sauren Apfel beißen und ihn zu den Schwiegereltern begleiten auch wenn man lieber am Badesee chillen möchte.
Oder, man entscheidet sich für ein Leben, bzw. eine Lebensphase als einsamer Ritter, dann aber bitte nicht rumheulen, wenn man am Sonntag allein beim „Tatort“ mitfiebert. So sehr ich den Satz schon immer gehasst habe, aber es ist nun mal so: Man kann nicht alles haben.
Freundin S. sieht das allerdings ganz anders, sie hat nicht nur einen, sondern mehrere Teilzeit-Lover. Ganz klischeemäßig für jeden Bereich einen.
Einer darf sie regelmäßig zu kulturellen Events ausführen, mit einem tobt sie sich bei actionreichen Sportarten aus und mit einem hat sie Sex. Ich finde das völlig ok, sofern das für die Männer auch ok ist. Und ich muss sagen, ich bewundere sie schon fast für ihr Organisationstalent, denn sie hat die ganze Planung generalstabsmäßig im Griff. Ich habe noch nie erlebt, dass sie ihren Sex-Partnerversehentlich auf eine Lesung mitgeschleppt hat oder beim Klettern in den Alpen über den Sportgefährten hergefallen ist.
Unabhängig davon, dass ich schon froh bin, mir einen Namen dauerhaft merken zu können, wäre mir das Ganze viel zu anstrengend. Die Energie, die diese Teilzeit-Lover-Organisation benötigt, stecke ich dann doch lieber in die Diskussionen mit meinem Partner, wenn es mal wieder um Kompromisse in der Beziehung geht.
(Quelle: bild.de)

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